ALPWIRTSCHAFT UND LEBENDIGES BRAUCHTUM

Stafelalp: Gelebte Tradition

Die Burgergemeinde Zermatt engagiert sich seit jeher für die Alpwirtschaft. Die Matterhorn Group AG ist eine 100%-ige Tochterfirma der Burgergemeinde Zermatt. Dementsprechend ist auch ihre Verbundenheit mit der Tradition gegeben.

«(…) Der Burger übt seine Alpnutzungsrechte innerhalb des Gebiets aus, wo er Alpwiesen besitzt. Wer keine Alpwiesen besitzt, darf zur Belegung derjenigen Alpe angewiesen werden, welche am wenigsten beladen ist. Der Burgerrat hat dafür zu sorgen, dass die Alpen nicht überlastet werden.»

Auszug aus dem Burgerreglement von 1867 und der Erweiterung von 1914 zur Alpung.

Fast alle Zermatter Familien hatten früher eine eigene Kuh, um sich selber mit Milch und Fleisch versorgen zu können. Heute gibt es unter den «Alpbestossern» nur noch drei Parteien, die ganzjährig eigene Kühe halten.

Das Senntum in Zermatt

Die Alprechte der Burgergemeinde Zermatt gehen zurück auf die Burgerreglemente von 1867–1914 und beeinflussen bis heute die Alpung des Viehs in Zermatt. Auf der unteren Stafelalp werden nach wie vor Kühe gesömmert. Über die Anfänge des Senntums am Fuss des Matterhorns ist leider nichts bekannt. Es gibt keine Quellen, die belegen würden, wann die ersten Stallungen am Fuss des Matterhorns auf 2200 m ü. M. entstanden sind. Aber auch ohne historische Dokumente ist die Stafelalp lebendiges Zeugnis einer langen Tradition der Berglandwirtschaft in den Zermatter Alpen.

Die Stafelalp im Wandel der Zeit

Das Senntum auf der Stafelalp stammt aus dem Jahr 1940 und wurde in den 1970er-Jahren um- und ausgebaut. Die wichtigsten Modernisierungsmassnahmen damals: Die Elektrizität hielt Einzug auf der Alp und moderne sanitäre Einrichtungen in Gestalt einer Dusche und einer Wassertoilette wurden eingebaut. Eine weitere Verbesserung brachte ein grösseres «Chäskessi», mit dem ab sofort 320 Liter Alpmilch zu Käse verarbeitet werden konnten. Zudem baute die Burgergemeinde eine Gemeinschaftsstallung für rund 30 Kühe und in einem neuen fixen Melkstand neben dem Käsekeller wurde die anstrengende Melkarbeit durch Melkmaschinen erleichtert. Bis 2016 fand schliesslich auch eine Neuorganisation des Alpmanagements statt. Um die Kühe nicht mehr die ganze Nacht einzustallen, richtete man mehrere Nachtweiden in der Nähe des Senntums ein. Die 2019 neu gegründete Alpgenossenschaft stellt die Kontinuität der Bewirtschaftung der Stafelalp sicher.

Neue Alpgenossenschaft initiiert von der Burgergemeinde Zermatt

Das Engagement der Burgergemeinde Zermatt für die neue Alpgenossenschaft ist ein wichtiger Beitrag für den Erhalt der traditionellen Berglandwirtschaft auf der Stafelalp. Die Anfang 2019 gegründete neue Alpgenossenschaft kümmert sich ums Weidemanagement, um die Rekrutierung des Alppersonals und den Unterhalt der Stallungen und Einrichtungen auf der Stafelalp. Ein weiterer Aufgabenschwerpunkt ist die Herstellung von traditionellen Alpprodukten, wie Käse, Trockenfleisch oder Hauswürsten.

Die auf der Stafelalp produzierten Alpprodukte gehören zum gastronomischen Angebot der Hotel- und Gastronomiebetriebe der Matterhorn Group AG und sind die direkte Verbindung zwischen Tourismus und Berglandwirtschaft.

Die Stafelalp ist die einzige Kuhalpe bei Zermatt, auf der noch Käse und Ziger hergestellt werden.

Foto: Michael Portmann / zermatt.ch


Für Besucher ist dieses traditionelle Handwerk die Hauptattraktion. Die Walliser Spezialitäten im urchigen Ambiente der Stafelalp zu degustieren, gehört natürlich dazu.

Momente eines Alpsommers

Die Arbeit auf dem Senntum ist vielseitig und sinnstiftend, gleichzeitig aber auch sehr fordernd. Kurz: eine Aufgabe, zu der man sich berufen fühlen muss. Der Umgang mit den Tieren, die körperlich anstrengende Arbeit, die langen Tage, das macht die Sennerei aus. Wer sich durchbeisst, wird vom Alpvirus angesteckt, kommt immer wieder und geniesst die Erfüllung bei der Arbeit und die Ruhe am Abend auf der Alp. Senner sind fit, körperlich, mental und fachlich.

Bereits im Winter beginnen die Arbeiten für den Alpsommer auf der Stafelalp. Ab Mitte Mai, sobald die Schneeschmelze die Alp freigibt, wird das «Alpwerk» durchgeführt. Das Vorbereiten des Feuerholzes für die Käseherstellung gehört dazu, ebenso wie die Kontrolle und Installation von Wasserleitungen und Viehtränken.

Auf der Stafelalp gibt es keinen gemeinsamen Alpaufzug. Aber wenn die verschiedenen Parteien ihr Vieh auftreiben, gibt es immer auch ein geselliges Beisammensein. Mit Kennerblick werden die Kühe begutachtet, ein Raclette und eine Informationsveranstaltung für das Alppersonal gehören dazu.

Während der Alpzeit sorgt die Alpgenossenschaft Stafelalp zum einen für Unterstützung bei allfälligen Problemen, zum anderen organisiert sie auch ein Älplerfest. Das Fest hilft mit bei der Finanzierung der Alpung und es bringt Gäste und Einheimische einander näher. Dabei präsentiert sich das Senntum auf der Stafelalp als lebendiges Zeugnis einer langen Tradition der Berglandwirtschaft in den Zermatter Alpen.

Der Alpsommer endet mit dem sogenannten Entalpen. Die einheimischen Kühe werden zurück ins Dorf getrieben, die zugekauften Rinder werden per Transporter nach Hause gebracht und wenn sich etwas später im Jahr der Winter mit einer weissen Decke über der Alp ausbreitet, erinnert der feine Alpkäse noch lange an die Sommertage auf der Stafelalp.

Quelle: «Die Berglandwirtschaft in Zermatt» von Klaus Julen und Oswald Perren; erhältlich bei der Burgergemeinde.